Wildblumenwiesen für Friedhöfe

Am 16. Januar 2018 kamen auf Einladung der Superintendentin Christiane Kellner die Friedhofsverantwortlichen aus Kirchgemeinden und aus der Kirchenverwaltung der Kirchenkreise Merseburg und Naumburg-Zeitz zusammen. Die neue Mitarbeiterin für Friedhofsfragen im Landeskirchenamt, Frau Schaffroth, stellte sich vor und beantwortete Fragen der Kümmerer vor Ort. Ein weiteres mal wurde sichtbar, wie groß die Nöte der Verantwortlichen im Ehrenamt sind, den Bestattungsbetrieb in den kleinen Ortskirchgemeinden aus eigener Kraft aufrecht zu erhalten. Bemerkenswert sind aber auch die Beispiele des guten Gelingens. Im Anschluss an die Fragestunde referierte Dr. H.-J. Döring, der Umweltbeauftragte der EKM, über die ökologischen Gestaltungsmöglichkeiten auf Friedhöfen. Immer mehr Initaitiven machen sich auf den Weg und erproben neue Lösungen im Umgang mit Brachflächen. Wildblumenwiesen und Bienenweiden sind nur ein Beispiel dafür. Das Interesse für  neue Gestaltungsideen war außerordentlich hoch.

Der VDKSA hat im vergangenen Jahr mit seiner Frühjahrstagung in Naumburg zum Thema Kirchhöfe ein hochaktuelles Thema auf den Tisch gelegt. An der Seite der EKM und weiterer Partner werden wir an dem Thema 2018 weiter arbeiten. Unser eigener Beitrag wird sich dabei auf das historische Erbe und den Denkmalschutz auf Kirchhöfen konzentrieren, so wie er die aktivitäten unserer Fördervereine berührt.

 

 

 

 

Nachruf für Angus Fowler

Angus Fowler wird nicht ersetzbar sein.

Er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer sanften Kraft das scheinbar Unmögliche zu denken und zu bewegen. Es ging ihm um die Bewahrung der historischen Dorfkirche im Kleinen und das sakrale europäische Kulturerbe im Großen. Er, der einundsiebzigjährige Schotte, der Historiker und Denkmalschützer, der längst auch in Marburg und Berlin, in der deutschen Geschichte und Kunst seine Heimat gefunden hatte, zeigte uns immer wieder die Dimension des Möglichen auf.

Die Nachricht von seinem unerwarteten Tod am 10. Dezember 2017 in Berlin erschüttert uns. Er war unser Vorstandsmitglied im Landesverband der Kirchbauvereine von Sachsen-Anhalt VDKSA. Und er war unser Freund. Gemeinsam mit dem Förderkreis Alte Kirchen Berlin/ Brandenburg gehörte er zu denen, die vor sieben Jahren der Gründung des Landesverbandes der Kirchbauvereine in Sachsen-Anhalt vorantrieben. Er war für uns das Drehkreuz zu den großen nationalen und europäischen Themen im Denkmalschutz, zu den relevanten Institutionen und Expertengruppen. Sein Ideal von der strategischen Verknüpfung der Landesverbände zu einer Bundesarbeitsgemeinschaft und die Gründung weiterer Landesverbände, bleibt (vorerst) unerfüllt. Seine Wirkungskraft als Netzwerker war legendär. Kaum war eine Idee oder Frage formuliert, war auch schon der Kontakt zu den richtigen Partnern hergestellt. Diese Leichtigkeit, Schnelligkeit und Präzision in der Zusammenarbeit waren ein Glücksfall.

Wir werden ihn als Mentor schmerzlich vermissen. Seinem Wirken verdanken wir trotz unseres Auftrags für die lokalen Initiativen in den Dorfkirchen nie den nationalen und europäischen Handlungsraum und seine Akteure außeracht lassen. Ihm ging es stets um das Lernen von anderen, um das Weitertragen der eignen Erfahrungen und die Verknüpfung allen Wissens und aller Fähigkeiten. Zuletzt baute Angus Fowler sein Engagement bis hin nach Russland und in andere osteuropäischen Ländern aus. Wir selbst empfingen Ermutigung und Bestätigung aus Angus Fowlers kompetenten Berichten über die gute Praxis bei der Rettung des kirchlichen Kulturerbes in England und den Niederlanden, in Spanien oder in Skandinavien. Mit großer Energie arbeitete er zuletzt auf das Europäische Kulturerbejahr 2018 hin.

Das, was wir von Angus Fowler gelernt haben, wird bleiben. Er war ein europäischer Citoyen, einer, den unsere Zeit so dringend braucht, einer der für seine Überzeugungen aktiv wird, Widerständen standhält und Verantwortung übernimmt. Diesen Weg wies er uns mitreisend und gelegentlich mahnend. Wir werden Angus Fowler vermissen. Dankbar sind wir für die Wegstrecke, die wir gemeinsam mit ihm gehen durften. Seine Ideale und seine Haltung werden in unserer Arbeit fortbestehen.

Am 26. Januar 2017 werden wir in der Sopienkirche zu Berlin Abschied von einem Freund nehmen.

 

Unser Weihnachtsgruß

 

Liebe Freunde der Dorfkirchen in Sachsen-Anhalt, sehr geehrte Damen und Herren,

wenn an einem Tag im Advent das ganze Dorf auf den Beinen ist, dann könnte einer unserer  Fördervereine zu feierlichen Stunden in und um die Kirche geladen haben.

So war es gerade in Schotterey mit seinem romanischen Kirchlein zu erleben. Wenn immer öfter hörbar wird, dass die Dorfkirchen die letzten öffentlichen Orte sind, wo sich die Bürgerschaft formieren, beteiligen und erleben kann, dann wurde das dort eindrucksvoll sichtbar. Förderverein, Kirchgemeinde, Feuerwehr, Heimatverein und ansässige Familien sitzen längst gemeinsam an einem Tisch und ringen um ihr lebendiges Dorf. Dabei sollte doch nur ein Dach auf die Kirche und so vor der Preisgabe gerettet werden. Niemand mochte sich eine Brache in der Dorfmitte vorstellen. Wenige Aktive gingen voran, das Notwendige wurde veranlasst, Helfer schlossen sich an,  Interessierte und Kundige schauten genauer hin und alsbald wurde mit Altarplatte und -schrein ein bemerkenswerter Kunstschatz entdeckt.

Das ist die typische Metamorphose vieler Fördervereine. Was als Sicherungs- und Kirchbauprojekt beginnt, mündet in die Bewahrung sakraler Kunstschätze und am Ende in eine aktivierende Rolle für das ganze Dorf und den Landstrich. In der Orts- und Regionalentwicklung nennt man derartige Initiativen Akteure der Baukultur. Dort können sich unserer Kirchbauvereine getrost einreihen. Das kann auch gar nicht anders sein, weil wir konsequent das Prinzip der Offenen Kirche vertreten; das Prinzip von Kirchen als lebendige Orte der Kunst, Kultur und Bildung für alle sowie seit Anbeginn als Orte des Glaubens und der Hoffnung.

Abermals konnten unsere Verbandsmitglieder 2017 erhebliche Finanzmittel aus Fördermitteln, Darlehen und Spenden mobilisieren und damit Projekte zur Bewahrung der Baukunstwerke und sakralen Kunstschätze, der Glocken und Orgeln aber auch historischer Kirchhöfe, Pfarrhäuser und -höfe verwirklichen. Und immer öfter fällt der Blick auf den Zustand des Ortsbildes rund um die wieder gepflegte Dorfkirche…

Sorgenvoll stimmt, dass mancherorts der Fördermittelzugang für kleine Kirchen schwerer wird. Unser Verband macht sich stark für den baulichen Substanzerhalt und die Rettung verlorener und vergessener Kunstgüter. Mit dem gleichen Gewicht ringen wir jedoch um Kirchen als einladende, begegnungsstarke Orte für die Dorfgemeinschaft und als Orte, wo Schönheit und Sinn erfahren werden kann. Dazu gehört, die Dinge mit der gebotenen Professionalität zu Ende zu bringen. Und dazu gehört an vielen Orten auch, so wie das Generationen vor uns taten, den Kirchen einen achtungsvollen Fingerabdruck unserer Zeit zu geben. Die Förderprogramme sollten dem Rechnung tragen.

Aber auch das gehört zur Wahrheit. Die Zahl der Kirchengebäude, die mangels handlungsfähiger Kirchgemeinden nicht mehr oder immer seltener genutzt werden, nimmt zu. Damit wachsen auch die Herausforderungen für unseren Verband. Es gilt neue Ideen und Lösungen gemeinsam zwischen Kirche, Denkmalpflege und den Landesverbänden zu entwickeln. Diesen Herausforderungen stellen wir uns. In all dem wissen wir auch unseren europäischen Dachverband Future for Religious Heritage an unserer Seite.

Im kommenden Jahr begehen wir das Europäische Kulturerbejahr. Als Verband beteiligen wir uns mit dem Leitprojekt Für Kinder und Familien: Kunstwerkstatt Dorfkirche. So setzen wir unseren Jahresschwerpunkt in der Kultur- und Bildungsarbeit mit Kindern und Familien, mit KiTas und Schulen. Am Ende werden solche Fragen beantwortet werden: Wie verirrt sich ein Kamel zur Kirche von Vollenschier? Was haben Kupferheringe und die Grafen von Mansfeld mit der Dorfkirche von Gorenzen zu tun? Wie entsteht das blau-rot-goldene Gewand der Madonna im Mittelalter? Jede Kunstwerkstatt wird selbstverständlich mit einer Vernissage gefeiert werden. Als Aussteller laden die Kinder und ihre Familien ihre Besucher ein. Die künstlerische Leitung übernehmen KünstlerInnen, darunter der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Schließen Sie sich an!

Gemeinsam mit Ihnen und unseren Partnern werden wir uns auch 2018 für die Kirchen im ländlichen Raum stark machen. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete und frohe Weihnachtszeit und ein gelingendes neues Jahr 2018.

Mit herzlichen Grüßen

Der Vorstand des Landesverbandes der Kirchbauvereine Sachsen-Anhalt

Advent 2017