Unser Weihnachtsgruß

 

Liebe Freunde der Dorfkirchen in Sachsen-Anhalt, sehr geehrte Damen und Herren,

wenn an einem Tag im Advent das ganze Dorf auf den Beinen ist, dann könnte einer unserer  Fördervereine zu feierlichen Stunden in und um die Kirche geladen haben.

So war es gerade in Schotterey mit seinem romanischen Kirchlein zu erleben. Wenn immer öfter hörbar wird, dass die Dorfkirchen die letzten öffentlichen Orte sind, wo sich die Bürgerschaft formieren, beteiligen und erleben kann, dann wurde das dort eindrucksvoll sichtbar. Förderverein, Kirchgemeinde, Feuerwehr, Heimatverein und ansässige Familien sitzen längst gemeinsam an einem Tisch und ringen um ihr lebendiges Dorf. Dabei sollte doch nur ein Dach auf die Kirche und so vor der Preisgabe gerettet werden. Niemand mochte sich eine Brache in der Dorfmitte vorstellen. Wenige Aktive gingen voran, das Notwendige wurde veranlasst, Helfer schlossen sich an,  Interessierte und Kundige schauten genauer hin und alsbald wurde mit Altarplatte und -schrein ein bemerkenswerter Kunstschatz entdeckt.

Das ist die typische Metamorphose vieler Fördervereine. Was als Sicherungs- und Kirchbauprojekt beginnt, mündet in die Bewahrung sakraler Kunstschätze und am Ende in eine aktivierende Rolle für das ganze Dorf und den Landstrich. In der Orts- und Regionalentwicklung nennt man derartige Initiativen Akteure der Baukultur. Dort können sich unserer Kirchbauvereine getrost einreihen. Das kann auch gar nicht anders sein, weil wir konsequent das Prinzip der Offenen Kirche vertreten; das Prinzip von Kirchen als lebendige Orte der Kunst, Kultur und Bildung für alle sowie seit Anbeginn als Orte des Glaubens und der Hoffnung.

Abermals konnten unsere Verbandsmitglieder 2017 erhebliche Finanzmittel aus Fördermitteln, Darlehen und Spenden mobilisieren und damit Projekte zur Bewahrung der Baukunstwerke und sakralen Kunstschätze, der Glocken und Orgeln aber auch historischer Kirchhöfe, Pfarrhäuser und -höfe verwirklichen. Und immer öfter fällt der Blick auf den Zustand des Ortsbildes rund um die wieder gepflegte Dorfkirche…

Sorgenvoll stimmt, dass mancherorts der Fördermittelzugang für kleine Kirchen schwerer wird. Unser Verband macht sich stark für den baulichen Substanzerhalt und die Rettung verlorener und vergessener Kunstgüter. Mit dem gleichen Gewicht ringen wir jedoch um Kirchen als einladende, begegnungsstarke Orte für die Dorfgemeinschaft und als Orte, wo Schönheit und Sinn erfahren werden kann. Dazu gehört, die Dinge mit der gebotenen Professionalität zu Ende zu bringen. Und dazu gehört an vielen Orten auch, so wie das Generationen vor uns taten, den Kirchen einen achtungsvollen Fingerabdruck unserer Zeit zu geben. Die Förderprogramme sollten dem Rechnung tragen.

Aber auch das gehört zur Wahrheit. Die Zahl der Kirchengebäude, die mangels handlungsfähiger Kirchgemeinden nicht mehr oder immer seltener genutzt werden, nimmt zu. Damit wachsen auch die Herausforderungen für unseren Verband. Es gilt neue Ideen und Lösungen gemeinsam zwischen Kirche, Denkmalpflege und den Landesverbänden zu entwickeln. Diesen Herausforderungen stellen wir uns. In all dem wissen wir auch unseren europäischen Dachverband Future for Religious Heritage an unserer Seite.

Im kommenden Jahr begehen wir das Europäische Kulturerbejahr. Als Verband beteiligen wir uns mit dem Leitprojekt Für Kinder und Familien: Kunstwerkstatt Dorfkirche. So setzen wir unseren Jahresschwerpunkt in der Kultur- und Bildungsarbeit mit Kindern und Familien, mit KiTas und Schulen. Am Ende werden solche Fragen beantwortet werden: Wie verirrt sich ein Kamel zur Kirche von Vollenschier? Was haben Kupferheringe und die Grafen von Mansfeld mit der Dorfkirche von Gorenzen zu tun? Wie entsteht das blau-rot-goldene Gewand der Madonna im Mittelalter? Jede Kunstwerkstatt wird selbstverständlich mit einer Vernissage gefeiert werden. Als Aussteller laden die Kinder und ihre Familien ihre Besucher ein. Die künstlerische Leitung übernehmen KünstlerInnen, darunter der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Schließen Sie sich an!

Gemeinsam mit Ihnen und unseren Partnern werden wir uns auch 2018 für die Kirchen im ländlichen Raum stark machen. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete und frohe Weihnachtszeit und ein gelingendes neues Jahr 2018.

Mit herzlichen Grüßen

Der Vorstand des Landesverbandes der Kirchbauvereine Sachsen-Anhalt

Advent 2017

 

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